In der neuen 3. Liga – Saison steht Sebastian Schuppan für Magenta Sport vor der Kamera. Der Streaming-Dienst der Telekom hat den Ex-Profi als Experten ins Team geholt. Sebastian Schuppan hat unter anderem für Dynamo Dresden, Energie Cottbus und Arminia Bielefeld gespielt. Zuletzt war er Sportdirektor bei den Würzburger Kickers. Mit uns hat „Schuppi“ über seine Favoriten in der neuen Saison, sein Verhältnis zu Arminia-Spieler Fabian Klos und seine Meinung zum Thema Streaming im Fußball gesprochen.
Sebastian, du bist in dieser Saison neu im Experten-Team von Magenta Sport. Du konntest im Juni bei den beiden Relegations-Aufstiegsspielen zwischen Cottbus und Unterhaching schon mal rein schnuppern. Wie war’s?
In diesen beiden Spielen konnten wir das auf Herz und Nieren testen. Ich habe die Partien komplett als Experte begleitet. Und das hat den Leuten bei Magenta Sport gefallen. Dann kam die Frage auf, ob ich mir das für eine gesamte Saison vorstellen konnte. Da habe ich nicht lange überlegt, weil das sehr großen Spaß gemacht hat und es wirklich cool war, den Fußball nochmal von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen. Und dementsprechend habe ich auch schnell zugesagt.
War es als Experte genauso aufregend wie als Spieler?
Die Einsätze waren sehr aufregend. Es waren ja auch nicht irgendwelche Spiele, sondern in der Relegation gleich welche mit großer Brisanz, vielen Zuschauern und toller Stimmung. Das war wirklich cool. Man hat gemerkt, welche Anspannung da in der Luft liegt und was für beide Mannschaften auf dem Spiel steht. Als Fußballer hat man immer gesagt, für solche Spiele lebt man. Jetzt könnte ich auch mit Fug & Recht behaupten, selbst als Berichterstatter machen diese Spiele einen großen Reiz aus und das habe ich wirklich von der ersten bis zur letzten Sekunde genossen.
Live-Spiele im TV sind ja sehr speziell. Du weißt nie, was passiert und kannst auch nichts rausschneiden. Hattest du Lampenfieber?
Ich war schon mal für eine Konferenz bei Sky und wusste deshalb, was mich ungefähr vom Ablauf her erwartet. Ich habe natürlich auch in meiner Zeit als Sportdirekter das ein oder andere Interview gegeben, auch wenn ich da natürlich auf der anderen Seite der Berichterstattung stand. Aber dementsprechend war ich nicht großartig nervös. Ich spreche ja über das Thema, das ich seit kleinauf liebe und kann mich auf mich und meine Fähigkeiten voll verlassen. Ich war auch sehr gut vorbereitet, was mir zusätzlich Sicherheit gegeben hat.
Stichwort Vorbereitung: Volles Notizbuch oder der spontane Typ?
Also da bin ich wirklich der Typ volles Notizbuch. Ich nehme die Mannschaften komplett auseinander, schaue mir an, wer dort spielt und wie die letzten Spiele waren. Im besten Fall habe ich zwei oder drei Spiele vorher selbst gesehen. Außerdem telefoniere ich vorher mit Leuten aus den Vereinen, mit Spielern oder mit Offiziellen. Also ich nehme das wirklich extrem Ernst. Meine Mission ist, dass der Mensch vor dem TV nach dem Spiel mehr weiß als vorher.
Woher holst du dir noch Informationen?
Frühere Kontakte in die Vereine sind schon das wichtigste. Social Media zum Beispiel ist aber auch ein gutes Mittel, das man nutzen kann. Dort schaue ich mir die Profile der Spieler an und schaue, wie die so ticken und welche Infos ich mir vielleicht noch raus ziehen kann.
Inwiefern hilft es dir für den Job als Experte, dass du selbst sowohl Spieler als auch Sportdirektor warst?
Ich glaube, dass es mir extrem hilft, dass ich mehrere Seiten kenne. Ich kann also Sachen aus zwei verschiedenen Blickwinkeln einschätzen, was sicherlich auch für den Zuschauer interessant ist. Und dementsprechend glaube ich, dass ich Sachen in Summe gut bewerten und auch auf die Hintergrüne schauen kann, anstatt irgendwelche wilden Aussagen zu treffen.
Wie ist das mit Kritik, wie weit traust du dich da zu gehen? Du bewertest ja zwangsläufig in deinem Job auch Spieler, du du privat kennst?
Da habe ich ehrlich gesagt keine Berührungsängste. Wenn ich was kritisiere, dann ist das die sportliche Leistung und das muss man dann auch trennen können. Also wenn mein Kumpel als letzter Mann den Ball verliert, dann werde ich sagen, dass es ein Fehler war. Im Normalfall weiß das der Spieler aber auch selbst. Es ist dann aber genauso auch meine Aufgabe zu schauen, wie es denn überhaupt zu dem Fehler kam, also wie hat sich das aufgebaut. Ich werde lediglich sportliche Kritik liefern, die sich um die Geschehnisse auf dem Platz dreht. Persönliche Kritik wird es nicht geben, das gehört sich nicht.
Du startest mit dem Spiel Dynamo gegen Bielefeld. Für beide Vereine hast du mal gespielt. Hast du noch Kontakt zu Spielern oder Funktionären? Der „ewige“ Fabian Klos würde mir zum Beispiel einfallen?
Ich habe das während meiner Laufbahn immer so gehalten, dass ich jetzt zu jedem Verein in die Geschäftsstelle gehen könnte und keiner würde mich vor die Tür setzen. Also da sind zu den Mitarbeitern und zu den Leuten drum rum die Kontakte immer noch gut und das wird mir natürlich helfen. Zu Fabi Klos hab ich natürlich einen stetigen Kontakt. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen und auch immer noch ein gutes Verhältnis. Wenn man sich hört, dann hört man sich gerne und wenn man sich sieht, dann ist es, als wäre man nie weg gewesen.
Welche Mannschaften siehst du in der 3. Liga vorn in der neuen Saison?
Also ich sehe Dynamo Dresden als relativ klaren Favoriten. Die haben die Mannschaft weitestgehend zusammen gehalten und kommen mit viel Rückenwind aus der Rückrunde der letzten Saison. Dynamo hatte nur wenige Momente, wo man nicht abliefert hat, so wie in Meppen, wo sie dann am Ende nicht mehr auf dem Aufstiegsplatz standen. Aber ich denke, da haben sie auch so viel Wut im Bauch und werden das diese Saison zum Aufstieg vollenden.
Und dahinter?
Ja, dahinter gibt es natürlich ein breites Feld an Mannschaften, die sich was ausrechnen und gern aufsteigen würden. Da fällt mir als stärkste Mannschaft der SV Sandhausen ein, der für mich sehr gut eingekauft hat. Ingolstadt und Saarbrücken haben die Mannschaft auch sinnvoll verstärkt haben. Arminia Bielefeld gehört natürlich dazu mit einer großen Fankultur und großer Erwartungshaltung. 1860 München, Waldhof Mannheim und Erzgebirge Aue würde ich auch noch dazu zählen.
Magenta Sport überträgt alle Spiele der 3. Liga live. Wie hat Streaming den Fußball deiner Meinung nach verändert?
Also erstmal finde ich es großartig, wie die 3. Liga vermarktet wird. Ich glaube, dass die 3. Liga sehr attraktiv ist und auch immer einen tollen Aufstiegskampf bietet. Und generell hat Streaming natürlich einen großen Einfluss genommen auf den Sport. Es hat ihn aber auch leider ein bisschen zerklüftet. Man braucht gefühlt 47 verschiedene Anbieter, um den gesamten Fußball sehen zu können. Das ist für den Nutzer natürlich nicht so cool, weil da auch ein ganz schöner Betrag am Ende zusammen kommt. Und es ist auch nicht ganz unproblematisch, da den Überblick zu behalten.